Möglicherweise antike Trainingsrennbahn für Wagenlenker nahe Bitburg entdeckt
    
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Möglicherweise antike Trainingsrennbahn für Wagenlenker nahe Bitburg entdeckt
von Pompeius_Magnus am 16.10.2014 13:53Der Hobby-Archäologe Christian Credner aus Lambertsberg ist 
während einer Fototour mit seiner Drachenkamera bei Dudeldorf 
womöglich auf eine antike Trainingsrennbahn gestoßen. Über seine 
Entdeckung spricht er am Freitag, 17. Oktober, im Haus Beda in 
Bitburg.
Foto: ISTOCK: Christian Credner
Seit mehr als zehn Jahren fotografiert der pensionierte Kardiologe 
Christian Credner auf der Suche nach archäologischen Schätzen die 
Eifel aus der Luft (der TV berichtete mehrfach) - jetzt könnte er eine 
sensationelle Entdeckung gemacht haben: 
Bei Dudeldorf schlummert womöglich eine antike Trainingsrennbahn 
unter dem Ackerboden - in der Größe eines Fußballfeldes. 
Der Flugdrache - er ist Credners Markenzeichen: Mithilfe des Geräts 
und einer daran angebrachten Kamera schießt der Vorsitzende des 
Geschichtlichen Arbeitskreises Bitburger Land (GAK) vom Boden aus 
Fotos per Fernauslöser. Die Technik setzt er für archäologische Zwecke 
ein. Und auf eben diese Weise hat Credner bereits im Sommer 2011 die 
Luftbilder bei Dudeldorf gemacht.Wenig LiteraturUnd das kam so, 
erzählt Credner: Edgar Comes, Bürgermeister von Pickließem, habe 
ihn auf eine Stelle mit römischem Siedlungsschutt aufmerksam 
gemacht und zu ihm gesagt, er solle dort doch auch mal Fotos 
schießen.
Foto: ISTOCK: Christian Credner
Zu dem Zeitpunkt habe aber keiner geahnt, was später dann auf 
den Bildern zum Vorschein kommen sollte: "Ich habe einen einmaligen 
Grundriss fotografiert, und im nahen Umfeld weitere Strukturen", 
erzählt Credner. Und die lassen den Schluss zu, dass es sich um ein 
Gestüt mit angeschlossener Trainingsrennbahn für Wagengespanne 
handeln könnte.
Ein Verdacht, eine Art "Diagnose", wie Credner sagt, auf die er 
zunächst aber gar nicht kam. "Ich habe viel überlegt, die Fotos 
auch auf Tagungen gezeigt - aber niemand hatte so etwas je 
gesehen", erzählt er. Dann aber kommt die studierte Archäologin 
Dagmar Elsenbast aus Bitburg zu einem von Credners Vorträgen, 
hat eine "Eingebung", wie er erzählt, - und überzeugt den 72-Jährigen 
von der Rennbahn-Theorie.
Experten aus Trier waren anderer Meinung: Sie hatten, auch aufgrund 
des Fundes einer kleinen abgegriffenen Münze, dort eher eine 
Gartenarchitektur aus der Zeit des ersten Jahrhunderts nach Christus 
vermutet. Eine Einschätzung, die Credner nicht für überzeugend hält: 
Die Lage und Größe des Langmauerbezirks, des offenen Viertelkreises 
und des T-förmigen Gebäudes, das aussehe wie eine Tribüne, spreche 
für eine Trainingsrennbahn - etwa aus dem dritten bis vierten 
Jahrhundert nach Christus. Um den Befund sicher einordnen zu 
können, müssten die archäologischen Untersuchungen noch aus-
geweitet werden, sagt er. Aber Credner hat vor kurzem selbst ein 
paar Grabungen gemacht - und eben jene 80 Meter lange Mauer 
tatsächlich gefunden, die von den Experten bisher negiert wurde.
Auch die weiteren Überlegungen Credners haben Sinn: Der Circus, 
eine Pferderennbahn, sei im antiken Trier nachgewiesen - "und 
die vier Parteien, wie die Rennstalleigner damals genannt wurden,
 müssen ja auch irgendwo trainiert haben", sagt Credner. Und 
vermutlich nicht alle hätten dafür auch in Trier Platz gehabt. Auf 
der Rennbahn bei Dudeldorf könnte der Eigentümer seine Pferde 
und die Wagenlenker auf die Wettkämpfe vorbereitet haben.
Einen Trainingscircus, der von einer römischen Reiteinheit genutzt 
worden sein soll, habe Credner jetzt in Sinzig ausfindig machen 
können. Sonst sei in der Literatur kaum etwas über derartige 
Trainingsanlagen in Erfahrung zu bringen, sagt Credner. Wenn es 
solche Anlagen gegeben habe, dann wäre mit der in Dudeldorf "nun 
die erste gefunden", sagt er. Gemeinsam mit Dagmar Elsenbast plant 
er noch für dieses Jahr eine Veröffentlichung darüber in einem 
GAK-Heft - vorher erzählt Credner in Bitburg allen Interessierten von 
seiner einmaligen Entdeckung. 
Der Vortrag ist am Freitag, 17. Oktober, 19 Uhr, im Haus Beda in 
Bitburg. Der Eintritt ist frei.
Die Technik: Christian Credner, als ehrenamtlicher Bodendenkmal-
pfleger des Rheinischen Landesmuseums Trier ein gern gesehener 
Mitarbeiter auf vielen Ausgrabungsstellen, arbeitet mit der 
sogenannten Kite Aerial Photography, das ist eine alternative 
Luftbildtechnik. Sein Drachen steigt bis zu einer Höhe von 100 Metern, 
die daran befestigte Digitalkamera überträgt die Fotos drahtlos an 
einen Minibildschirm an seinem Handgelenk und liefert erdnahe, 
detailreiche Bilder mit ungewöhnlichen Perspektiven. 
Die Natur: Dass unterirdische Siedlungen aus der Luft überhaupt 
zu erkennen sind, liegt daran, dass Gräser und Getreide an diesen 
Stellen anders wachsen. Liegen unter der Erde die Reste einer Mauer, 
ist die Humusschicht dort dünner - und das Gras wächst weniger hoch. 
Diese Unterschiede lassen sich aus der Luft noch besser erkennen, 
wenn die Sonne möglichst tief steht, weil dann die unterschiedlich 
hohen Gräser auch unterschiedlich lange Schatten werfen. Die 
Geschichte: Die Wagenrennen - ludi circenses - waren in den 
römischen Provinzen vermutlich eine noch beliebtere Veranstaltung 
als heute die Formel-1-Rennen. Nach Berechnungen eines Historikers 
soll der erfolgreichste Profisportler aller Zeiten im zweiten Jahrhundert 
nach Christus als Wagenlenker in 24 Jahren nach heutigem Wert 
mehr als zehn Milliarden Euro verdient haben.
Quelle: http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/
bitburg/aktuell/Heute-in-der-Bitburger-Zeitung-Experten-
raetseln-ueber-archaeologischen-Fund;art752,4024852
Re: Möglicherweise antike Trainingsrennbahn für Wagenlenker nahe Bitburg entdeckt
von Credi am 18.11.2014 02:06Hallo und guten Abend,
der Zeitungsartikel  ist teilweise nicht so richtig verständlich, weil die Redakteurin es selbst nicht voll begriffen hat. Der rechteckige Grundriss ist natürlich nicht der Circus, sonder wahrscheinlich mit 101x80m  ein Wirtschaftsgebäude (Gestüt?). Jedenfalls ist allein dieser Grundriss etwas einzigartiges. Die eigentliche Bahn beginnt am Kreisbogen, der eine Fundamentmauer von 1,7 m hat, weg vom Gebäude nach Süden um 17° abweichend. 350 m weiter gibt es ein weiteres röm. Gebäude mit T-förmigem Grundriss direkt an der nördlichen Bande und über weitere 80 m ist im Luftbild noch eine Mauer zu erkennen. Vom Kreisinnenbogen sind das insges. 460 m. Parallel zur nördl. Bande ist in einer Geomagnetik vom südlichen Ende des Kreisbogens ausgehend eine 25 m lange Linie zu erkennen. Die hypothetische Bahn hat somit eine Breite von 80 m. Ein gleiches T-förmiges Gebäude gibt es im Circus Maximus als Beobachter- oder Schiedsrichtertribüne. Es gibt also einige plausible Argumente für eine solche Trainingsbahn innerhalb der Kaiserdomäne vom antiken Trier.
Gruß Credi
Re: Möglicherweise antike Trainingsrennbahn für Wagenlenker nahe Bitburg entdeckt
von Pompeius_Magnus am 18.11.2014 11:53Hallo Credi,
herzlich willkommen im Augustusforum. Vielen Dank für die tolle 
und informative Ergänzung. Das muss eine stattliche Anlage gewesen
sein. Es ist eine spannende Sache mit der Trainingsbahn und gibt 
Einblick in die Welt und Professionalität der "Stars der Antike". 
Viele Grüße, Pompeius Magnus

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