Römische Steindenkmäler Provinzialmuseum zu Trier
    
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Römische Steindenkmäler Provinzialmuseum zu Trier
von Siano am 15.05.2012 15:32Hallo, Freunde der römischen Geschichte,
ein Bekannter schenkte mir die Tage aus seinem Speicherfundus ein 
altes Buch über die römischen Steindenkmäler des Provinzialmuseums 
zu Trier. Dieses Werk stammt mit seiner Erstauflage aus dem Jahre 
1893 von Prof. Dr. Felix Hettner, Direktor des Museums zu Trier.
Jurakalk. Gefunden am 17 Oktober 1885 auf dem östlischen Abhange 
des die Stadt östlich begrenzenden Peterberges, auf Olewiger Bann, 
unweit der oberen Kleeburg. Angeblich vermauert in einer wenige 
Fuss unter der Oberfläche liegenden rohen Mauer. 63 cm lang, 6 cm 
dick und 87 cm hoch.
   
 Im Inhaltsverzeichnis finde ich folgende Angaben:
Kaiserinschriften, Ehreninschriften, den Göttern geweihte Denkmäler, 
heidnische Grabdenkmäler und Portraitdarstellungen, Skulpturen und 
Inschriften, deren ehemalige Bestimmung nicht festgestellt werden 
kann, Architekturreste, Marmorskulpturen, etc.   
Was mir an diesem Buch so gut gefällt ist dies:
Der reich illustrierte Katalog ist mit Zeichnungen in schwarz-weiß 
versehen, die mit Erklärungen beschrieben wurden, die ausführlicher 
gehalten sind, als es das Bedürfnis der Fachleute erfordern würde. 
Sie wenden sich auch an die Nichtarchäologen wie Lehrer und 
"Unwissende", z.B. wie meine Person. Die Skizzen etc., wurden mit 
einer Camera Lucida skizziert. 
Gipsabguss einer Marmorgruppe der jagenden Diana.
Original gef.1859 unweit Bertrich. Geschenk Sr. Kgl. Hoheit
des Fürsten von Hohenzollern 1890.
   
Auf die genaue Feststellung der Fundorte wurde besondere 
Aufmerksamkeit verwandt: Zur Hilfenahme wurden Inventarien 
von Altertumvereinen durchgesehen, Akten der dortigen kgl. 
Regierung durchgeforstet. Es wurden an den Fundstellen Orts-
einwohner befragt, Zeitungen, wie das Trierische Tageblatt 
durchblättert, etc.
   
Die Bemaßung und die Beschreibung der einzelnen Artefakte, z.B. 
die Haltung der Statuen, die Blickrichtung etc, wurde exakt ange-
geben. Die Schattierung der einzelnen Skizze läßt den Faltenwurf 
diverser Togen plastisch hervortreten. Persönlich bin ich ein Fan 
dieser Art der antiken Darstellung.  
Werde einfach mal einige Abbildungen und Texte nachstehend 
einfügen.  
Linkes Bild:
  
Bärtiger Portraitkopf, vermutlich eines Römers, nach rechts schauend 
26 cm hoch. Gelockte Haare, kurzer Vollbart, der Schnurbart ist nur 
dünn behaart. Gute Arbeit.    
Rechtes Bild:
Dito. der Kopf ist gerade aus gerichtet und 28 cm hoch.
Wiederholung v. 784  Locken dichter und roher gearbeitet.    
Weiser Marmor. Die Figur ist im ganzen 27 cm hoch. Vermutlich 
wurde die Statue aus einem ursprünglich tektonisch verwendeten 
Stück Marmor gehauen. Es spricht für einen Arbeit, die sicher 
provinzial ist. 
Unten und rechts zerstört. 25 cm hoch und 53 cm breit. Platte mit 
Relieferhebung 6 cm dick.
Säulentrommel mit Pinienschuppen. Unbekannter Fundort. Säule 
ist noch mit roter und grüner Farbe behaftet. Jurakalk.  109 cm hoch,  
Dm 42 cm. 
Vorderseite eines Sarkophages, mit Relief. Gefunden 1808 im 
ehemaligem Agnetenkloster. Zwischen Weinranken ein Knäbchen 
und Vögel. Grauer Sandstein. 200 cm lang, 54 cm hoch und 10 cm 
dick. Bei diesem Sarg lagen einige Kupfermünzen aus der Zeit 
Constantins verstreut herum. Genaue Bezeichnung Constantins 
nicht angegeben.
Sarkophag mit der Darstellung der Arche Noah`s in Relief. Gefunden 
um 1780 in St. Mathias hinter dem Garten des Herrn von Nell am 
Bergabhang. Grauer Sandstein, 2.18 cm lang, 0.81 cm breit, sowie 
0.70 cm hoch. Die Wände sind ca. 14 cm stark. Ein Deckel ist nicht 
mehr vorhanden. Fundangabe nach der Notiz des Gräfl. Sekretärs 
J. B. Schmitt in der Treviris von 1835.
Grabplatte eines Staor alae. Gefunden 1831 bei Calcar, Kreis Kleve.
In der Mitte der Platte die Inschrift:
"Dem Caius Julius Primus, dem Sohne des Adarus, dem Trierer,
dem Reiter der norische Ala, dem Stator, 27 Jahre alt und 7 Jahre
Soldat, liess der Erbe auf eigene Kosten das Denkmal errichten".
Das der Verstrorbene die tria nomina führt, aber in einem Auxiliar-
korps dient, wird damit zu erklären sein, dass Trier keine Voll-
bürgergemeinde, sondern nur eine solche latinischen Rechtes war.
Der stator alae erscheint auf Inschriften sehr selten, er war dem
praefectus beigegeben. Seine Funktion ist noch nicht festgestellt.
Das obere Relief zeigt den Verstorbenen in Civiltracht, in Toga
und einem um den Unterköper geschlagenen Mantel, nicht in einer
Toga, wie die Legionäre dargestellt sind.
Auf dem unteren Relief ein nach rechts schreitendes Pferd, welches
eine Satteldecke, die mit breiten, gefranzten Gurten und oben mit
einem doppelten Sattelknopf versehen ist. Am letzteren ist ein
ovaler Schild befestigt. Das Pferd wird von einem völlig nackten
Mann geführt, der in der Linken zwei Lanzen trägt. Durch die 
völlige Nacktheit des Mannes unterscheidet sich der Stein von den
verwandten Reliefs; ob in demselben der Eques oder sein Sklave 
dargestellt ist, bleibt fraglich.
Jurakalk, 190 cm hoch, 72 cm breit und 20 cm stark.                     
Bruchstück eines Grabmonuments. Gefunden 1810 in Trier, in der 
Mosel neben der Brücke. Darstellung wie Hercules den Cerberus 
entführt. Hercules ist in Rückenansicht dargestellt. Das Löwenfell 
um den linken Arm geschlungen, die verstümmelte Keule mit der 
linken Hand fest umklammert. Rechte Hand zieht die am mittelsten 
Kopfe des dreiköpfigen Cerberus befestigt ist. Cerberus tritt gerade 
aus dem Unterwelttore heraus. Grauer Sandstein. 96 cm lang, 
60 cm tief und 60 cm hoch.   
Bruchstück eines Grabmonuments. Unbekannter Fundort. Links 
eine sorgfältig durchgearbeitete Ranke mit Trauben und Vögeln. 
Links ein bärtiger Mann mit reichen Haarlocken. Auf dem Kopf 
 trägt er eine asiatische Mütze. Ebenso trägt er ein Gewand, 
welches Hosen und Obergewand in einem Stück vereinigt. 
Jurakalk. 77 cm breit, 24 cm tief und 91 cm hoch.
Blöcke von einem unvollendet gebliebenen Grabmonument. Gefunden 
1885 in der römischen Befestigung zu Jünkerath in der Eifel. Grauer 
Sandstein. Block 54 cm hoch, 140 cm lang und 68 cm tief. Amoretten 
halten die Inschriftplatte. 
Bekrönung eines Grabmonuments. Gefunden 1884 in Trier, vor 
dem Regierungsgebäude bei Legung von Wasserrohren. An der 
Vorderseite befindet sich ein Medusenkopf, an der rechten Seite 
Pinienschuppen. Die Rückseite des Monuments ist nicht vollendet; 
es wurde nur die obere Contus herausgearbeitet. An der Stelle, wo 
die Medusa hinkommen sollte, befindet sich noch das Steinmetzzeichen.   
Pyramidenförmige Bekrönung eines grossen Grabmonumentes. 
Gefunden 1884 bei Langsur, an der Igel-Wasserbilliger Landstraße 
auf Langsurer Bann, Distrikt Bungert. Landkreis Trier. Jurakalk. 
175 cm hoch und 85 cm breit. 
Relief des Mercur mit dem Bacchusknäbchen. Gefunden wahrscheinlich 
1825 bei Onsdorf im Kreis Saaburg. Mercur nackt bis auf eine Chlamys, 
die die linke Brust bedeckt und über den linken Arm und den Rücken 
bis zu den Knien herabhängt. Auf seinem linken Arm sitzt das Bacchus-
knäbchen mit der linken Hand den Beutel haltend. Zu seinen Füssen 
der nach links gewendete Bock und der nach rechts gewendete Hahn. 
Es fehlen am Mercur der Kopf, der rechte Unterarm, sowie der rechte 
Fuss. Am Knaben der Kopf und der rechte Arm. Roter Sandstein. 
164 cm hoch, 90 cm breit und  32 cm dick.    
Gipsabdruck eines Grabsteines. Das Original wurde 1889 im Altar 
der Kirche zu Taben, Kreis Saarburg, gefunden. Auf der Vorderseite 
waren Amoretten Girlanden tragend, dargestellt. Eine sehr häufige 
Zierde der Grabmonumente. Auf der Schmalseite ist ein Lorbeerbaum, 
um dessen Stamm ein Tuch geschlagen wurde. Die Buchstabenformen 
weisen auf das 1. oder den Anfang des 2. Jahrhunderts hin. Das 
Original besteht aus Jurakalk. 121 cm hoch, 69 cm breit und 57 cm 
dick. Der Stein diente als Deckstein des Grabes eines Heiligen und 
könnte mit diesem von auswärts, etwa von Trier nach Taben 
transportiert worden sein. Siehe Trierische Landeszeitung 1889 
Nr. 294. Auf dem Gipsabguss ist das Blättchen über der Scham 
des einen Amor selbstverständlich modern.   
Mehrere Teile einer Jupitersäule, (Viergötterpostament) gefunden 
1890 in Ehrang, Ldkr. Trier.
 Minerva, bekleidet mit einem weitärmlichen Chiton, darüber mit einem 
Harnisch, auf welchem ein Medusenhaupt angebracht ist, sowie einem 
in reichen Falten herabfallenden Himation. In der Rechten hält sie die 
Lanze mit nach unten gerichteter Spitze. Mit der Linken stützt sie sich
auf den Schild und auf der linken Schulter sitzt die Eule.   
Ceres im weitärmlichen, hochgegürteten Chiton und Himation. Das 
Letztere ist um den Unterkörper und den Kopf geschlagen und fällt 
längs der linken Seite und über den linken Arm herab. Auf dem Kopfe 
eine Stephane, mit Spitz über dem Scheitel, auf die Schulter fallen
Locken herab; in der Rechten eine kurze Fackel, in der Linken ein 
Zepter, unten links ein langbeiniger Vogel.    
Unten:
Mercur in Flügelhut, mit Caduceus in der Linken, Beutel in der Rechten, 
unten der Hahn. Die Chlamys fällt über die linke Schulter, den linken 
Arm und den Rücken. 
   
Hercules wie oben beschrieben.
    
                                                 
Torso einer überlebensgrossen Amazone. Gefunden 1845 in Trier 
in den Thermen.
Parischer Marmor.Gefunden im Winter 1845 in den Thermen in 
einer halbrunden Nische der Nordfacade. Kopf, rechter Arme, linker 
Unterarm, beide Beinde, hinterer Teil des Köchers und der grösste 
Teil des Bogens sind verloren. Die Figur ist gekleidet mit einem 
dorischen Chiton mit Überwurf, der über der rechten Schulter
geknüpft, von der linken herabgeglitten, die linke Brust freilässt 
und um die Hüfte mit einem Riemen gegürtet ist. An der linken 
Seite trägt die Amazone den mit Rankenwerk geschmückten Köcher
an einem mit Buckeln gezierten Bande, das über die rechte Schulter 
läuft. Unter dem Köcher ist der Bogen mit zwei Bändern festge-
bunden. Der rechte Arm war über dem Kopf gehoben, in den 
Händen hielt die Kriegerin eine Lanze. Der Torso ist das bestge-
arbeitete Exemplar des sog. Matteischen Typus dessen Vatikanische 
Replik dort im Gipsabguss aufgestellt ist.             
Da mir dieser Torso so gut gefallen hat, habe ich diesen als 
Abschluss gewählt. Einfach ein Meisterwerk der Bildhauerkunst....
  
Siano 
   

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