Prassertum zur Zeit Tacitus

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Siano
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74, Männlich

Beiträge: 291

Prassertum zur Zeit Tacitus

von Siano am 27.05.2012 20:44

Tacitus findet, dass die Blüte des verschwenderischen übertriebenen
Prassertums
zu seiner Zeit vorüber sei: Domitian lebte nicht so
verschwenderisch wie sein Amtsbruder Nero. Freilich
gehen darüber 
die Urteile der Generationen auseinander.  



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Die Vorbereitungen für das Gelage fingen unter Umständen so an: Die Jagd auf
einen Hirsch und anderes Wild. Hier ein Motiv nach einem Kieselmosaik des Gnosis, 
etwa um 31o v. Chr.  Breite des Bildes ca. 3 Meter.  

Abgesehn von einigen krassen Geschichten, die eben als etwas Auffallendes
verbucht wurden, hat der Luxus der Speisen auch zur Zeit Tacitus keinen so
großen oder ungeheuerlichen Umfang angenommen, wie die Sittenwächter
seinerzeit behauptet hatten.


IMG_2064.jpg

Aus dem harten Alltagsleben der Landbevölkerung, die die Essorgien erst möglich machten.
Dies Mosaik zeigt einige Arbeiter bei der Weinlese. 

Die Beurteilung, man lebe jetzt einfacher, beruht zum Teil darauf,
das Fortschritte der
Kochkünste zuerst auffielen, dann von den
Konservativen heftig getadelt wurden und
dann sehr schnell zur
gewohnten Normalität übergegangen wurde, über die niemand

mehr ein Wort verlor.  

Richtig ist, die Austern- und Fischkulturen, deren Produkte nur der
Feinschmecker
unterscheiden kann, sowie die bei den Festessen 
vorgesetzten Pfauen-und Flamingo
zungen, sind Luxus. Richtig ist
aber auch, das zahlreiche Gemüse- und Obstsorten,
die vor Jahren
ein Leckerbissen der Oberschicht waren, ein Nahrungsmittel fürs

Volk geworden sind.


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Zu Geld und Reichtum gekommene Römer standen den in Rom lebenden
Verwandten in nichts nach; sie leben ebenso auf großem Fuß wie die Elite in
der Hauptstadt oder auf ihren Besitztümern auf dem Lande. Bildmosaik zeigt
Sklaven und Bedienstete bei der Zubereitung des anstehenden Festmahles.  

 
Bestimmt ist jede dieser Obstsorten von den Sittenrichtern mit Stirnrunzeln
empfangen
worden, genau wie es vielen anderen Errungenschaften der
Küche erging. Seneca zum
Beispiel tadelt ein Durcheinander von Fisch
und Muschel als eine Vergewaltigung
natürlichen Nahrungsbedürfnisses.
Bald jedoch, wie konnte es anders sein, ist diese Suppe
ein normales
Gericht, auch für den kleinen Mann - bis heute. 

IMG_2076.jpg

Beliebte Speisen: Tauben in jeder zubereiteten Form. Kopie eines Mosaiks aus
dem 2. Jahrhundert v. Chr. gefertigt.
Motiv wurde in der Villa des Hadrian bei
Tivoli, Rom, wieder
verwendet. Höhe 85 cm und die Breite ist 98 cm.   


Solche Dinge sind ein Fortschritt, ein Reicherwerden der römischen
Wirtschaft und 
Versorgung der Bevölkerung. Genau so das Auftreten
der rheinischen Gänse und Gänse
brüste, der Alpenforelle, des Alpenkäses
statt des einheimischen Ziegenkäses, des
russischen Kaviars als Vorspeise
und des indischen Pfeffers als Gewürz.

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Einige Beispiele der römischen Küche zeigen das Fresco aus Pompeiji,
ca. erstes Jahrundert B.C. Die Fisch und Meeresfrüchte sind gut zu
erkennen. Das Stilleben rechts davon, ein Mosaik, präsentiert uns
Enten, Muscheln und Wachteln. An letzteren macht sich gerade eine
Katze ran.... 


Der römische Koch Trimalchio war mit seinen Kochkünsten in der Lage,
Geflügel so
zu zubereiten, dass die Gäste glaubten, es handle sich um
ein Fischgericht.
Das normale Mittagessen am Hofe Trajans oder in den
Kreisen der reichen Leute,
wie die des Plinius, bestand aus einem Gang
mit Muscheln, einer zubereiteten
Eierspeise, Brot mit Honig, sowie Oliven.
Dabei wurde ein Landwein getrunken.


IMG_2084.jpg

Weinamphoren aus dem Archäologischen Museum zu Tarragona. Ausfuhr von Wein
und Essig ermöglichten einen blühenden
Handel der anbauenden Provinzen.


Ein Papyrus überliefert uns ein Gericht, das ein wohlhabender Guts-
besitzer zum
Anfang des zweiten Jahrhunderts seinen Gästen vorsetzte:
Fisch, Geflügel sowie
Ferkel. Manche römische Kaiser legten ein besonderes
Gewicht auf üppige Mahle
und gaben ein schlechtes Beispiel im Aussinnen
immer luxuriöser Festessen.
Hunderttausende Denare wurden so an einem
Abend verfressen. Die Besoldung
einer Legion.... 


Die gebildete Schicht fing an, sich für Lagen und Weingänge zu
interessieren, als
Verständnis für die Kultur des Weines, nicht nur
für Saufgelage.
Erleichterungen und Fortschritte in der römischen
Küchenkultur teilten das Schicksal
erst als anstößig verurteilt zu werden,
um bald als Selbstverständlichkeit zu gelten.
So zum Beispiel die eisge-
kühlten Getränke. Es kamen Kühlschränke auf und in den
größeren
Städten lieferten gewerbliche Betriebe Eis und Schnee zum füllen derselben.


IMG_2061.jpg


In römischer Tradition sind die Bilder der Pflanzen und Tiere der farbigen Mosaike.
  

So, hier ist erst einmal genug berichtet. Ich freue mich schon auf das
nächste Rezept
von Scipio. Das erste Gericht, so hat Petra versprochen,
wird baldigst ausprobiert.
Wie sagt Scipio:"Ist schweinelecker...."    

                

Siano


Quellen: Naturalis Verlag/German Hafner.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.12.2013 04:15.

Scipio

54, Männlich

Beiträge: 7

Re: Prassertum zur Zeit Tacitus

von Scipio am 29.05.2012 10:04

toller Beitrag - von den Kühlschränken wusste ich auch noch nichts.

Antworten

Siano
Administrator

74, Männlich

Beiträge: 291

Re: Prassertum zur Zeit Tacitus

von Siano am 31.05.2012 22:26

Salve,Scipio,

die Römer kannten jede Art der Kühlung. Reiterstaffeln waren rund um die
Uhr damit beschäftig, Eis und Schnee aus den Bergen zu besorgen. Das besorgte
Material mußte natürlich auch in "fester"Form gehalten werden. D.h. man
baute unterirdische Kühlkammern/Kühlschränke sowie Tonwaren, in denen man
die Eisbrocken etc. bis zu ihrem Bestimmungzweck aufbewahrte.
Wohl gemerkt...nur die Oberschicht also, Leute mit Klein- und Großgeld. 
Nicht anders wie heute auch....

Siano


Danke, für Deine Berichte....

Antworten Zuletzt bearbeitet am 31.05.2012 22:29.

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